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Wenn im Kundenmeeting der Alarm losgeht

Ludwig Deimel, Head of Project Management Components bei Distec: „Das ist schon ein gutes Gefühl und macht auch stolz, wenn der Arbeitgeber gesamt­gesellschaftliche Verantwortung übernimmt.“

Ludwig Deimel verließ seine eingeschlagene Konzernkarriere für die Fortec-Tochter Distec. Es passte wie der Deckel auf den Topf. Der 37-Jährige vereinbart nun nicht nur Arbeit und Familie, sondern auch das geliebte Ehrenamt. Letzteres ist sogar eine Art Jackpot für beide Seiten.

Eines Tages kippte bei Ludwig Deimel die Stimmung, reifte ein Entschluss. Der Mechatroniker und Maschinenbautechniker war für einen großen Industrieroboter-Spezialisten als Field Application Engineer weltweit unterwegs. Was er genoss: »Als einer von nur fünf technischen Experten war man schon eine Art Superstar«, erinnert sich Deimel. 

Neun Jahre lang reiste er für seinen Arbeitgeber um  die Welt. Seine Frau, die er im Unternehmen kennenlernte, machte dort ebenfalls in leitender Position Karriere. Als nacheinander die beiden Kinder zur Welt kamen, hielt man sich gegenseitig den Rücken frei und verkürzte abwechselnd die Arbeitszeit.  

Der Arbeitsweg nach Allershausen im verkehrsreichen Großraum München wurde in der Familienphase zunehmend zum Ärgernis, weil er sich »von 35 Minuten auf völlig unkalkulierbar« verlängerte, erinnert sich Deimel. Seine Frau hatte inzwischen die Geschäftsleitung eines Biopharma-Unternehmens in der Krebsforschung am anderen Ende von München angenommen.

Neun Jahre lang reiste er für seinen Arbeitgeber um  die Welt. Seine Frau, die er im Unternehmen kennenlernte, machte dort ebenfalls in leitender Position Karriere. Als nacheinander die beiden Kinder zur Welt kamen, hielt man sich gegenseitig den Rücken frei und verkürzte abwechselnd die Arbeitszeit.  

Der Arbeitsweg nach Allershausen im verkehrsreichen Großraum München wurde in der Familienphase zunehmend zum Ärgernis, weil er sich »von 35 Minuten auf völlig unkalkulierbar« verlängerte, erinnert sich Deimel. Seine Frau hatte inzwischen die Geschäftsleitung eines Biopharma-Unternehmens in der Krebsforschung am anderen Ende von München angenommen.

Jackpot für beide Seiten

Zu einer Art Jackpot für beide Seiten erweist sich das Ehrenamt Ludwig Deimels als stellvertretender Feuerwehr-Kommandant. Bereits im Bewerbungsgespräch hatte Deimel anklingen lassen, dass er gerne Einsätze während der Arbeitszeit wahrnehmen möchte. Die Einsatzzentrale liegt nur schräg gegenüber. Geschäftsführer Matthias Keller bat um Entscheidung am Ende der Probezeit. Nach sechs Monaten war klar, dass man mit Deimel einen Glücksgriff gemacht hatte, seine zupackende, konstruktive Arbeitsweise ideal zum Unternehmen passt. »Das war für die Kollegen schon spannend, als ich zu den ersten Einsätzen ausrückte«, erinnert sich Deimel.  

Er fühlt sich durch die Geschäftsführung unterstützt. Denn diese teilt seine Philosophie, dass es nicht reiche, über soziales Handeln nur zu sprechen. Dafür wurde Distec kürzlich als ehrenamtsfreundliches Unternehmen ausgezeichnet. CEO Sandra Maile unterstützt das Engagement der Mitarbeiter ausdrücklich: »Weil soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit für uns als börsennotiertes Unternehmen wichtig sind.« Zum ersten Mal veröffentlicht Distec einen freiwilligen Nachhaltigkeits­bericht und hat sich von den 17 Kacheln der Vereinten Nationen in einem ersten Schritt die Themen Diversity und Gesundheit vorgenommen. 

Man schätze ehrenamtliches Engagement und brauche diesen »besonderes Typus Mensch«. Wer ein Ehrenamt übernehme und dort Einsatz zeige, sei auch jemand, der im Unternehmen gern im Team arbeite und anpacke, zeigt sich Maile überzeugt. Sie selbst lebe das gerne vor, denke und handle lösungsorientiert, bevorzuge vertikale Teams und flache Hierarchien zur Vorbereitung der Entscheidungen. »Sonst hätte ich ja nur einen Teil des Bildes. Wir sind als Vorstände mittendrin und wünschen uns Mitarbeiter, die Hands-on-Men­talität und Lust haben, etwas zu bewegen.«  Vielleicht sei man »nicht so sexy wie ein Google«, aber dafür ein »beständiger, erfolgreicher Arbeitgeber«. Kein schickes neues Start-up, »aber als hochprofitable Gruppe seit Jahrzehnten am Markt und auch als Arbeitgeber beständig und mit offenem Ohr«. Und trotz Börsennotierung »ein klassisches mittelständisches Unternehmen«. 

Maile, seit fast 30 Jahren in einer Männer­brache, ist Vielseitigkeit auch mit Blick auf gemischte Teams wichtig: »Weil ich tief davon überzeugt bin, dass sie viel mehr Möglichkeiten und einen differenzierten und weiten Blick haben. Weil wir kontrovers diskutieren, haben wir viel mehr Spieleräume als reine Männer- oder Frauenteams.« Und auch die verschiedenen Produktsegmente und Sparten böten von der Distribution, über die Entwicklung bis hin zur Produktion vielseitige Möglichkeiten für die Karriere: Power Supplies, Display und Embedded habe man unter einem Dach vereint. Enge Leitplanken wie in einem Großunternehmen gebe es nicht. 

Das Feuerwehr-Engagement Ludwig Deimels blieb übrigens nicht lange Einzelfall: »Als eine Stelle in der Produktion frei war, habe ich jemanden bei der Feuerwehr angesprochen, von dem ich wusste, dass er passen würde. Eine weitere Kollegin, die privat zuhause bei der Feuerwehr engagiert ist, macht das jetzt auch am Arbeitsplatz in Germering. Und auch zwei weitere Frauen aus meiner Truppe haben sich initiativ bei der Distec beworben, als sie davon hörten. Und so sind wir jetzt tatsächlich seit gut drei Monaten fünf Mitarbeiter, die während der Arbeitszeit bei der Feuerwehr aktiv sind.« Germering hat 40.000 Einwohner und es komme aus diesem Grund tatsächlich häufig vor, »dass wir gerade tagsüber Einsätze fahren«. Etwa 60 Menschen habe man bereits gerettet, schätzt Deimel stolz. 

Was, wenn der Alarm im Kundenmeeting losgeht? 

Das habe es tatsächlich öfter schon gegeben. Dann komme es darauf an, wie gut man den Kunden kennt. Meist sagt Demel: »Ich müsste jetzt mal kurz – Zimmerbrand.« Bei einem Wasserschaden könne man freilich auch mal die Feuerwehr-Kollegen ranlassen, wenn es stattdessen im Job brenne. »Man kann ja nicht einfach den Laptop zuhauen. Das muss man schon abwägen.« Bislang, so Deimel, habe es aber noch nie Probleme gegeben.

Was ist das für ein Gefühl, zu wissen, dass der Arbeitgeber so mitzieht? Deimel überlegt kurz. »Das ist ein wertschätzendes Gefühl für mich«. Mehr als nur Klatschen für die Krankenschwestern während der Pandemie. Aktiv, statt nur zu reden. Man sei stolz. »Echt schee« sei das, so Deimel. 

Gehaltlich habe er sich zur vorherigen Stelle sogar etwas verbessert. Und wurde gerade zum ersten November zum Teamleiter befördert. Als »Head of Project Management Components« hat Deimel nun Verantwortung für drei Mitarbeiter. Seine Aufgabe? »Die Projektleiter sind bei der Distec verantwortlich, den Vertrieb möglichst schon bei der Akquirierung des Projektes zu unterstützen«, beschreibt er. »Wenn die Anfrage des Kunden kommt, sind wir der technische Ansprechpartner. Je nach Komplexität der Aufgabe unterstützen wir bereits in der Angebotsphase und begleiten dann das Projekt über die Angebotserstellung, Konzeptentwicklung, Musterbauphase und Konformitätsprüfung mit den entsprechenden geforderten Tests bis zur Serienreife, wo wir dann das Projekt in die Produktion übergeben und wieder an den Vertrieb zurück. Eine sehr vielseitige, komplexe Position!« 

Man müsse dafür kommunikativ sein, technisch kompetent, organisieren können. Brauche eigenen Antrieb und Motivation, aber auch Gefühl für die Kollegen im Projektteam, müsse moderieren und organisieren, »unglaublich vielseitig« sein. Kurz: »Von allem etwas«. 

Die Fortec-Gruppe, zu der Distec gehört, legt Wert auf Weiterbildung, das werde »fast schon Mantra-artig immer wieder kommuniziert«, sagt Deimel. Für seine neue Position habe er zwei große Weiterbildungen bekommen, als Projektleitung und zum Thema Personalführung. Rückblickend biete ihm ein mittelständisches Unternehmen mehr Freiheiten als ein Großkonzern, überlegt Deimel. Der direkte Draht, die schnellen Entscheidungen, Sachen umsetzen. Es mache Spaß, sich in einem kleineren Unternehmen selbst einzubringen, weil es weniger Hierarchiestufen zu durchdringen und zu beachten gebe. 

Rufen eigentlich oft Headhunter bei ihm an? »Im Vergleich zu meiner Frau ist es bei mir witzlos wenig!«, lacht er.  

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Quelle: https://www.elektroniknet.de/karriere/arbeitswelt/wenn-im-kundenmeeting-der-alarm-losgeht.200869.html (aufgerufen am 06. Dezember 2022)