
- März 2020
- Von Corinne Schindlbeck, Markt&Technik
- Presse
Der Arbeitsmarkt für Elektroingenieure
Die Tech-Industrie streicht tausende Stellen – ist der Boom am Arbeitsmarkt auch für Elektroingenieure erstmal vorbei? Der Hays-Fachkräfte-Index Engineering hat soeben neue Zahlen für das vierte Quartal 2022 veröffentlicht.
Zuletzt hat sich PC-Hersteller Dell in die Riege der Tech-Firmen um Firmen wie Alphabet, Amazon, Microsoft, Meta, Salesforce, SAP, Software AG und HP eingereiht, die zusammengenommen gerade Zehntausende von Stellen streichen.
Endet der Boom möglicherweise nun auch für Elektroingenieure, müssen diese sich Sorgen machen? Ein »ganz klares Nein« kommt dazu von Renate Schuh-Eder, Geschäftsführerin der auf Elektronik spezialisierten Personalberatung Schuh-Eder Consulting. Elektroingenieure seien positionsübergreifend weiterhin überall stark gesucht.
Die aktuell abbauenden Tech-Firmen hätten durch die Pandemie eine Sonderkonjunktur gehabt, die nun ausgelaufen sei und was in Folge nun auch personell korrigiert werde. SAP allein habe in der Pandemie laut Handelsblatt 11.000 Mitarbeiter eingestellt, auch nach Abzug bliebe damit rein netto ein dickes Plus an aufgebauten Stellen. Auch sehe sie keine größeren Chancen, aus diesem entstandenen Teich nun für die Elektronikindustrie zu fischen, auch wenn »die eine oder andere Software-Schnittstelle interessant sein könnte für die Elektronik«. Das Stellenprofil sei eben doch in der Regel ein anderes, als die hochspezialisierte Elektronik es benötige.
Wie entwickeln sich die offenen Stellen im Bereich Engineering?
Der Hays-Fachkräfte-Index Engineering hat soeben neue Zahlen für das vierte Quartal 2022 veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine quartalsweise Auswertung von Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing seit dem 1. Quartal 2015.
Laut den aktuellen Zahlen verringerte sich das Stellenangebot für Ingenieure minimal gegenüber dem Vorquartal: um einen Prozentpunkt auf einen Wert von 97 Prozent. Über das vergangene Jahr hinweg ist die Zahl der Stellenangebote im Bereich Engineering kontinuierlich zurückgegangen. Aber sie liegt aktuell trotzdem noch immer deutlich höher als in den Pandemiejahren 2020 und 2021. Verglichen mit 2021 zum Beispiel um durchschnittlich 49 Prozentpunkte. Der Index-Wert von 2022 ist zudem mit Abstand der höchste im Vergleichszeitraum seit 2015. Alle Index-Werte von 2022 liegen über dem Höchstwert von 2021.
Je nach Fachrichtung ist die Entwicklung uneinheitlich
Am stärksten stieg der Index-Wert bei Betriebsingenieuren (+15 Prozentpunkte auf 109 Prozent), gefolgt von Konstruktionsingenieuren (+9 Punkte auf 47 Prozent), Versuchsingenieuren (+6 Punkte auf 92 Prozent) und Entwicklungsingenieuren im Maschinenbau (+6 Punkte auf 39 Prozent). Die stärksten Rückgänge gab es bei Chemieingenieuren (–22 Punkte auf 77 Prozent), Automatisierungsingenieuren (–13 Punkte auf 172 Prozent) und Entwicklungsingenieuren im Bereich Hardware (–10 Punkte auf 30 Prozent). Bei zwei der untersuchten Positionen stiegen die Index-Werte in den Jahren 2021 und 2022 kontinuierlich an: bei Versuchsingenieuren und Maschinenbau-Entwicklungsingenieuren.
Auch im Branchenvergleich entwickelte sich der Bedarf im 4. Quartal 2022 gegenüber dem Vorquartal uneinheitlich. Am stärksten stieg der Index-Wert im Baugewerbe (+27 Punkte auf 172 Prozent), bei Architektur- und Ingenieurbüros (+10 Punkte auf 56 Prozent) und in der Automobilindustrie (+10 Punkte auf 37 Prozent). Die kräftigsten Rückgänge gab es in der IT-Branche (–26 Prozentpunkte auf 226 Prozent), in Elektronik/Elektrotechnik/Optik (–15 Punkte auf 106 Prozent) und in der öffentlichen Verwaltung (–12 Punkte auf 207 Prozent).
Gegenüber dem Vorjahresquartal ist der Index-Wert fast aller analysierten Positionen im 4. Quartal 2022 gestiegen, zumeist deutlich zweistellig. Gegenläufig entwickelte er sich nur bei Bauingenieuren (–46 Punkte). Am stärksten stieg der Index-Wert bei Versuchsingenieuren (+60 Punkte). Bei den Branchen ergibt sich ein ähnliches Bild. Die große Mehrheit weist Zuwächse auf, am stärksten die IT-Branche (+107 Punkte). Lediglich im Baugewerbe (–12 Punkte) gab es einen leichten Rückgang.
Nachfrage nach IT-Fachkräften erneut leicht rückläufig
Zum dritten Mal in Folge weist der Index weniger IT-Stellengesuche als im Vorquartal aus (–9 Prozentpunkte auf 147 Prozent). Mit mehr als 104.000 offenen Positionen führt die Berufsgruppe das Nachfrageniveau in seiner Gesamtzahl aber weiterhin deutlich an. Dabei werden SAP-Entwickler (+9 Punkte), IT-Security-Spezialisten (+7 Punkte) und IT-Administratoren (+7 Punkte) verstärkt gesucht, die Nachfrage nach Web- (–30 Punkte) und Softwareentwicklern (–19 Punkte) hat stärker nachgelassen.
Hays vermutet angesichts der anhaltend hohen Gesamtzahl freier IT-Stellen, dass viele Unternehmen die aktive Suche nach IT-Spezialisten längst aufgegeben haben, da es das passende Know-how am Bewerbermarkt nicht gibt und Besetzungszyklen schlicht zu teuer werden.
Quelle: elektroniknet.de, embedded world 2020
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