Die Lieferkette krankt und wird in Zukunft mit größeren Unwägbarkeiten bei der Verfügbarkeit von Elektronik-Bauteilen leben müssen. Davon sind die Teilnehmer des Markt&Technik-Forums „Quo Vadis Distribution“ mehrheitlich überzeugt.
»Solange wir nicht zu dem Punkt kommen, dass die Komponenten auf Lager produziert werden können, werden wir die Situation eben managen müssen«, fasst Georg Steinberger, VP von Avnet und Vorsitzender des FBDi, zusammen. Die Herausforderungen sind vielschichtig: Die Supply-Chain ist globaler denn je und fragmentierter als jemals zuvor. Gleichzeitig wächst der Konsum und Bedarf an elektronischen Geräten und Systemen sowohl auf Konsumenten- als auch auf Industrieseite stetig. »Die Gesamtstückzahlen steigen. Und das Wachstum ist nicht getrieben durch eine einzelne Killerapplikation, sondern über die gesamte Breite«, bekräftigt Joachim Kaiser, Manager Sales & Supply Chain Solutions von Glyn. Wenn der Bedarf beispielsweise in Asien sprunghaft ansteigt, etwa weil ein neues iPhone oder ein anderes Elektronik-Gadget mit Must-Have-Faktor auf den Markt kommt, wirkt sich das auch auf die Lieferkette in Europa aus und macht quasi „über Nacht“ sämtliche Lieferzeitenplanungen zunichte. »Wir können auf unserer Insel der Glückseligen in Zentraleuropa versuchen, das Problem zu lösen, aber die großen Einflussmöglichkeiten auf die Elektronikproduktionskette liegen nicht in unserer Verantwortung; insofern ist das System immer bis zu einem gewissen Grad gestört«, gibt Ralph Bühler, Senior VP von Premier Farnell zu bedenken. Und das ist nur eine Facette des Problems. Viele OEMs lagern ihre Produktion an Auftragsfertiger aus, die damit bei ihrer Materialplanung von den Forecasts ihrer Kunden abhängen und an der Zuverlässigkeit oder spontanen Änderungen dieser Forecasts nicht selten verzweifeln, wie Auftragsfertiger auch gegenüber der Markt&Technik bestätigen.