- Oktober 2019
- Von Elektronikpraxis
- Presse
Holt mich hier raus!
Renate Schuh-Eder begleitet seit über 25 Jahren mit ihrer Personalberatung SchuhEder Consulting Karrieren in der Elektronik. Im Interview spricht Sie exklusiv über Gründe für einen Wechsel des Arbeitgebers.
Karriere 360°: Frau Schuh-Eder, Sie unterstützen seit über 25 Jahren Elektronik-Unternehmen dabei, die richtigen Mitarbeiter zu finden und im Gegenzug Arbeitnehmer bei dem Aufbau Ihrer weiteren Karriere. Haben sich Ihrer Meinung nach die Gründe für einen Arbeitgeberwechsel in den letzten Jahren verändert?
Renate Schuh-Eder: Das kann man sagen. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit ging es darum, den nächsten Schritt zu realisieren. Im Großraum Büro den Weg mehr an die Fensterplätze zu erkämpfen und die Stühle mit einer Armlehne zu ergattern. Man wollte „Direktor“ werden und hat bei einem Arbeitgeberwechsel einen nächsten Gehaltsschritt von 10 bis 20 Prozent erwartet.
Und heute?
Heute kann man vielleicht sagen, dass es zum einen mehr um die Sinnfrage geht, um Authentizität und auch um das Thema, das viele Arbeitgeber schon nicht mehr hören können: Die Work Life Balance.
Zudem wird viel intensiver hinterfragt, wer und wie denn der Arbeitgeber eigentlich ist. Man schaut sich entsprechende Bewertungsportale an und versucht auch herauszufinden wie das Unternehmen wirtschaftlich dasteht. Es kommt inzwischen des Öfteren vor, dass uns in einem ersten Interview Auszüge vom Bundesanzeiger oder vergleichbaren Portalen vorgelegt werden und wir erklären sollen warum der Umsatz von Jahr x auf y zum Beispiel gesunken ist oder die Mitarbeiterzahlen so stark variieren.
Wenn Sie ein Ranking abgeben sollten, was die häufigsten Gründe für einen Arbeitgeberwechsel sind, wie sieht das dann aus?
Am besten wir teilen das in zwei Kategorien auf: Man bewirbt sich konkret bei uns unter dem Motto „Holt mich hier raus“ oder wir sprechen konkret jemanden auf eine neue Funktion an. Im ersten Fall hören wir oft die folgenden Argumente:
- Umstrukturierungen, Arbeitsplatzsicherheit
- mangelnde Anerkennung
- zu lange Anfahrtswege, unflexible Arbeitsprozesse, fehlende work-life Balance usw.
Sprechen wir Arbeitnehmer pro-aktiv auf einen Wechsel an, so arbeiten wir meist gemeinsam folgende Aspekte heraus:
- schon zu lange in der „Komfortzone“, keine Lernkurve mehr
- Weiterentwicklung fehlt, Suche nach einer neuen Herausforderung
- besseren Match finden, zwischen eigenen Wünschen und dem was ein Arbeitgeber hier individuell (besser) anbieten kann
Mir fällt auf das weder im ersten, noch im zweiten Fall das Gehalt erwähnt wurde. Interessiert das keinen?
Na ja, das würde jetzt auch falsch rüber kommen. Es ist wohl mehr so, dass in der Branche in der wir arbeiten beziehungsweise auf dem „Level“, das Thema Gehalt – wie man sagt – ein „Hygienefaktor“ ist. In der Branche wird nicht schlecht bezahlt. Die Wissenschaft gibt – glaube ich – ein Jahresgehalt von 70.000 Euro vor. Bis dahin ist die Gehaltsverbesserung ein Antrieb und eine Motivation. Darüber hinaus ist es kein glückselig machender Faktor mehr. Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel.
Vielen Dank für diese Inputs, Frau Schuh-Eder. Vielleicht noch eine letzte Frage: Gibt es einen allgemeingültigen Tipp, wie man seinen beruflichen Werdegang in der heutigen, schnelllebigen Zeit gut ausrichten kann?
Auf alle Fälle sollte man regelmässig eine Art „Bestandaufnahme“ machen. Also: Ist mein Arbeitsplatz aktuell sicher und zukunftsträchtig? Fühle ich mich bei meinem aktuellen Arbeitgeber wohl? Wenn nicht: Was möchte ich verändern. Und in diesem Zuge ist es sicherlich auch gut und sinnvoll gemeinsam mit einem externen „Coach“ zu überlegen, ob man diese Dinge überhaupt verändern kann oder aktuell auch alle anderen Arbeitgeber mit dem gleichen „heissen Wasser kochen“.
Für solche Gespräche stehen übrigens auch seriöse Personalberater zur Verfügung. Eindringlich sei an dieser Stelle vor Vermittlern gewarnt, die CVs wild durch den Markt senden und im Verkaufstraining lernen wie man „Abschlüsse“ macht.
https://www.elektronikpraxis.de/holt-mich-hier-raus-a-769151/
Quelle: ELEKTRONIKPRAXIS Karriere 360° – Herbst/Winter-Ausgabe Oktober 2018
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