- März 2023
- Von Markt&Technik
- Gehälter
Gehälter im Vertrieb
Embedded-Vertriebsleute haben in den letzten beiden Jahren sehr gut verdient, vor allem in der akademisch geprägten Halbleiterbranche. Auch in der Distribution lassen sich gute Gehälter erzielen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von SchuhEder Consulting und Markt&Technik. Wovon hängt der Verdienst ab?
Die Halbleiterbranche bezahlt Verkäufer am besten!
Es ist eine Binse: Vertriebsleute profitieren in konjunkturell starken Zeiten von ihrer Zielerreichung. Werden die Ziele erfüllt oder gar übererfüllt, lassen sie alle anderen Funktionen weit hinter sich. Fehlt der Bonus, fallen sie auf das Fixgehalt zurück.
»Die aktuellen Zahlen decken sich mit unserer Datenbank und unserer Erfahrung«, bekräftigt Personalberaterin Nadja Eder, Senior Consultant bei SchuhEder Consulting, die aktuelle Auswertung. Spitzengehälter zahlt demnach vor allem die Halbleiterbranche. »Hier sehen wir die höchsten Gehälter. Sie gehen oft einher mit einem akademischen, technischen Hintergrund«, weiß Geschäftsführerin Renate Schuh- Eder. Aber auch in der Distribution kann man gut verdienen, zeigen die aktuellen Zahlen, die Renate Schuh-Eder »beeindruckend« findet, da sie oft schon mit einer Berufsausbildung zu erzielen sind. Zusätzlich zum guten Gehalt sei im Vertrieb der Firmenwagen oder eine Car- Allowance gesetzt, so die Geschäftsführerin.
Der Hebel für Spitzengehälter liegt aber in der Provision. In konjunkturell starken Zeiten können die Ziele auch mehrfach übererfüllt werden. Ist der Bonus dann vertraglich nicht gedeckelt, können auf dem Gehaltszettel schnell Traumgehälter von 130.000 Euro und mehr stehen – ganz ohne Senior-Posten oder Personalverantwortung.
Als Erklärung hierfür zieht Beraterin Nadja Eder die Auswertung zur Electronica 2022 für den Bereich Entwicklung heran. »Der Vergleich der beiden Erhebungen zeigt, welchen gehaltlichen Stellhebel der Vertrieb mit seinen Bonus-Regeln birgt.« Im Median (50 Prozent verdienen mehr, 50 Prozent weniger) verdienen Entwickler 84.000 Euro, inklusive aller Extras.
Im Vertrieb hingegen liegt im Median das Fixum schon bei 80.000 Euro. Mit Boni lässt sich das in der Halbleiterbranche teils auf 200.000 Jahresgehalt und mehr steigern. »Wie wahrscheinlich solche Traumgehälter sind, hängt stark von der Sparte ab, in der man arbeitet«, so Nadja Eder. Ebenso von der Firmengröße wieauch der Nationalität des Unternehmens. Faustregel: »Automatisierungsunternehmen, Industrieelektronik und auch Hersteller von passiven und Elektromechanik-Komponenten kommen an amerikanische Halbleiterhersteller nicht heran«, so Geschäftsführerin Schuh-Eder.
Der variable Anteil liegt im Elektronik-Vertrieb meist um die 20 Prozent. So kann ein Vertriebsingenieur bei Zielerreichung um die 100.000 Euro verdienen, ein erfahrener Director EMEA mit Personalverantwortung für mehrere Dutzend Mitarbeiter und Umsatzverantwortung ab 200 Mio. Euro aber auch locker das Doppelte. Der Key Account Manager mit zehn Jahren Berufserfahrung findet sich bei gut 120.000 Euro wieder.
Keine Rolle im Vertrieb spielen Faktoren wie Firmenzugehörigkeit oder Alter: »Das einzige, was zählt, ist die Performance«, erklärt Schuh- Eder. Und die erreichte Ebene im Unternehmen: Als Abteilungsleiter ist der Verdienst ab 130.000 Euro nach oben hin praktisch offen.
Der Schritt in den technischen Vertrieb kann für Entwickler also ein lohnender Karriereschritt sein. Zumal die Unternehmen stark suchen, die Chancen derzeit nicht besser sein könnten. Also ab in den Vertrieb?
Vor allem Berufseinsteiger sollten im Vorfeld gründlich abwägen, ob sie sich auf Dauer im Vertrieb wohl fühlen würden, rät Kollege Michael Köhler, Partner bei SchuhEder Consulting und selbst Elektroingenieur mit Vertriebserfahrung. Denn bewege man sich erstmal weg von der Technik, sei der Weg zurück in die Entwicklung »eher unüblich, wenn nicht gar irgendwann unmöglich«, weiß der Berater. »Erfolgreiche Vertriebler gehen sehr oft die vertikale Karriereleiter – also vom Teamleiter Vertrieb zum Vertriebsleiter oder gar noch weiter«, erklärt Köhler; »die Regel ist es sicher nicht, zurück in die Entwicklung zu gehen«. Was nicht schlecht sein müsse, schließlich böten sich hier zahlreiche Entwicklungschancen und Positionen, was sich schon an der Titelzahl ablesen lässt: Field Sales Engineer, Regional Sales Manager, Key Account Manager, Sales-Marktsegment-Manager, Product-Sales-Experte, International Sales Manager, Account Manager und etliche mehr.
An der aktuellen Erhebung zur embedded world haben sich rund 200 Ingenieure beteiligt und unter https://www.schuh-eder.com/de/gehaltscheck ihre Daten eingetragen.
Quelle: https://wfm-publish.blaetterkatalog.de/frontend/mvc/catalog/by-name/MUT?catalogName=MUT2309D Seite 60f. (aufgerufen am 13.03.2023)
Autor: Markt&Technik
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