- März 2024
- Von Markt&Technik
- Gehälter, Presse
Lohnt sich der Master monetär?
Welchen Einfluss hat der Bildungsabschluss auf die Gehälter in der Elektronik? Wie sehr lohnt sich der Aufwand für Master oder gar Promotion finanziell?
Interview mit Nadja Eder, Geschäftsführerin von SchuhEder Consulting.
Markt&Technik: Frau Eder, in einer aktuellen Auswertung zur »Gehaltsformel der Elektronik« geht es um den Einfluss von Bildungsabschlüssen. Lohnt es sich rein monetär, einen möglichst hohen Abschluss zu machen? Welche Auswir- kungen haben die unterschiedlichen Bil- dungsabschlüsse auf das Gehalt?
Nadja Eder: Wir haben aktuell über 800 Datensätze ausgewertet. Dabei sticht ins Auge, dass der variable Anteil von Beschäftigten mit einer Berufsausbildung viel höher ist als von Beschäftigten mit Bachelor-Studium. Um das richtig einordnen zu können, muss man sich nun die Details ansehen: Unter unseren Um- frageteilnehmern ist ein hoher Anteil im Ver- trieb tätig und hat eine Ausbildung gemacht. Und im Vertrieb ist der variable Anteil nun mal mit am höchsten. Bei Bachelor-Absolventen in der Entwicklung ist der variable Anteil mit am geringsten, sie steigen dafür aber auch höher ein.
Durchschnittsvergleiche bringen also nichts.
Nein, das ist wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Je mehr Parameter am Ende einfließen, umso aussagekräftiger wird das Bild. Natürlich hat der Abschluss Einfluss auf die Einstiegsgehäl- ter. Je höher er ist, umso höher ist meist auch der Verdienst gleich zu Beginn. Generell kann man sagen, dass sich Lernen immer bezahlt macht. Die »verdienstlose« Zeit bis zum höhe- ren Abschluss hat man nach ein paar Jahren auf- und bis zur Rente auch überholt. Bildung lohnt sich immer! Und definitiv hat auch eine Spezialisierung einen Einfluss auf meinen Marktwert. Umso stärker, je gefragter die Ex- pertise am Markt ist.
Auch die Promotion? Wie begehrt ist der Dr.-Ing. bei Unternehmen?
Unserer Erfahrung nach lohnt es sich, auf den Master Elektrotechnik noch den MBA anzu- hängen, wenn mein Ziel die Top-Karriere mit Unternehmensführung ist. Das ist sozusagen die ideale Basis. Ist mein Ziel hingegen die Fach- und Expertenkarriere als Fellow oder die wissenschaftliche Forschung, dann ist die Pro- motion sicher auch hilfreich. Man sollte sich aber gut überlegen, ob sich der Aufwand einer – langjährigen – Promotion, etwa als wissen- schaftlicher Mitarbeiter, wirklich lohnt, wenn man nicht in der Forschung bleiben will. Kurz gesagt: Jeder höhere Abschluss zahlt sich aus; bei der Promotion entscheidet am Ende auch die Freude und Leidenschaft an einem be- stimmten Thema, in dem man absoluter Ex- perte werden will.
Wo steuert man eine Expertenkarriere idealerweise an?
Es kommt darauf an, wer sich diese Expertise leisten kann oder auch muss. Also eher in der Entwicklung größerer Unternehmen oder in der Wissenschaft. Ein KMU ist nicht unbedingt ein klassisches Habitat für Promovierte. Das liegt aber mehr an den kulturellen Unterschieden zu Konzernen als an den zu erzielenden Gehäl- tern – auch in KMUs kann man durchaus gut verdienen! In kleineren Unternehmen geht es aber eher zupackender, hemdsärmeliger zu, mit weniger Hierarchieebenen.
Gibt es in der Elektronik Bereiche, in denen Hochschulabschluss und Berufs- ausbildung geringeren Einfluss auf das Gehalt haben?
In der Distribution zum Beispiel können Ver- triebsleute mit Berufsausbildung sehr gut ver- dienen.
Welche Rolle spielen Faktoren wie indi- viduelle Leistung, Spezialisierung und Verhandlungsgeschick?
Soft Skills wie Kundenorientierung und Kom- munikationsfähigkeit haben natürlich – etwa im Vertrieb – einen Einfluss auf die Perfor- mance und damit auf den variablen Anteil. Aber gleichzeitig gibt es Gehaltsbänder, die den Verhandlungsspielraum für bestimmte Po- sitionen limitieren. Nicht jeder Bereich zahlt leistungsorientiert – in der Entwicklung etwa ist der variable Anteil mit am niedrigsten. Da- für sind hier die Grundgehälter aber auch deutlich höher.
Da lohnt dann das Verhandeln auch nicht?
Generell zahlen die meisten Unternehmen marktgerechte Gehälter. Sie würden sonst die
Leute nicht bekommen. Manchmal hapert es vielleicht mit der individuellen Wertschätzung und der passenden finanziellen Anpassung des Gehaltes ein wenig. Wenn manche Unterneh- men aber erst Gehaltsangebote aus dem Hut zaubern, wenn jemand kündigt, muss man fra- gen, was bitte die letzten Jahre schiefgelaufen ist. Ein Firmenwechsel kann das Gehalt aller- dings schon merklich erhöhen. Allerdings nicht unbegrenzt – Ingenieurgehälter bewegen sich an sich schon im oberen Marktbereich.
Für mehr Geld allein zu wechseln empfehlen Sie ohnehin nicht.
Richtig – und da wären wir bei der Intention der »Gehaltsformel der Elektronik«. Es ist eher ein individueller Blumenstrauß an Themen, der für den persönlichen Karriereweg entscheidend ist, längst nicht allein das Gehalt. Der eine ist unzufrieden mit seinem Chef, die andere kommt mit der Unternehmensstrategie nicht klar, für jemand anderen ist es das Gehalt, das zu niedrig ist. Am Ende zählt doch, dass man wieder Freude an seinem Job hat.
Das Gespräch führte Corinne Schindlbeck.
Quelle: Markt&Technik 10-11/2024
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