- Januar 2023
- Von Corinne Schindlbeck, Markt&Technik
- Gehälter
Gehaltsformel: Nachhaltigkeit
Der »Central Park« von Codico ist so gestaltet, dass auch Outdoor gearbeitet werden kann. Es stehen ein Meeting-Pavillon ebenso wie alle anderen Einrichtungen und Sitzmöglichkeiten für mobiles Arbeiten zur Verfügung. Der gesamte Park ist mit WLAN ausgestattet, und so können Telefonate oder Besprechungen im Grünen abgehalten werden.
Bei Codico dient ein 12.000 Quadratmeter großer, nachhaltig bewirtschafteter Freizeitpark Mitarbeitern und ihren Familien nicht nur zur Entspannung, sondern auch als Outdoor-Büro – Obst und Gemüse frisch aus dem Beet inklusive. Für Inhaber und Chef Sven Krumpel passt das genau zur »Codico-DNA«.
Markt&Technik: Herr Krumpel, was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie als Unternehmer?
Sven Krumpel: Alles, was wir als Familienunternehmen machen, ist nachhaltig und geht über den reinen Ressourcen-Ansatz hinaus. Nur so können wir langfristig erfolgreich sein, auch im Sinne der nächsten Generation. Das Thema Nachhaltigkeit richtet sich sowohl an unsere Mitarbeiter als auch an unsere Kunden und Hersteller, mit denen wir eine partnerschaftliche Beziehung pflegen. Wir wollen dem Bedürfnis der Gesellschaft nach Nachhaltigkeit gerecht werden und dem Thema aus sozialer, ökologischer und ökonomischer Sicht gerecht werden. Dabei wollen wir transparent sein und unseren Kunden, Mitarbeitern, der Umwelt, den Nachbarn, der Gemeinde, ja allen interessierten Dritten auf Augenhöhe begegnen.
Der riesige Freizeitpark vor der Haustür erinnert in seiner Großzügigkeit ein wenig an Campeon von Infineon. Wann hatten Sie die Idee, eine so große Grünfläche zu spendieren?
Ursprünglich sollte es, im Rahmen der Erweiterung zu einem vollautomatisierten modernen Logistikzentrum mit Lager und neuem Bürokomplex, »nur« ein großer Gartentrakt mit Gemüse- und Obstanbau für unsere Mitarbeiter werden. Wir hatten dazu noch 12.000 Quadratmeter Expansionsfläche, die als Ackerfläche an einen Biobauern verpachtet war. Aus der Fläche sollte etwas Langfristiges, Nachhaltiges entstehen. Meine erste Idee: für jeden der heute 211 Mitarbeiter eine eigene Obstbaumsorte zu pflanzen. Das redete mir der Gartenarchitekt schnell wieder aus mit Verweis auf das viele zu erwartende Fallobst und die ebenso zahlreichen Wespen.
Also dachten wir weiter nach, wie wir ein attraktives Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen könnten, das ihnen und ihren Familien einen Mehrwert bietet. Das gesamte Codico-Team wurde befragt. Mitsprache und Mitwirken ist für uns als Codico ein unglaublich wichtiger Punkt! Mehrere Mitarbeiter arbeiteten in einer Projektgruppe die Bedürfnisse und Wünsche aus, gestalteten die Pläne mit und konnten in Zusammenarbeit mit den Innenarchitekten und Architekten unsere neue Arbeitswelt mitdefinieren und auch gestalten. Und so entstanden am Ende das neue Büro und der Park im Sinne der Codico-Gemeinschaft: nachhaltig, funktionell und unter New-Work-Aspekten.
War das Outdoor-Büro von Anfang an gesetzt?
Die Pläne waren bereits vor der Pandemie abgeschlossen, die Umsetzungsphase fiel in das erste Corona-Jahr. Und natürlich hat unser ganzes Projekt nach der Pandemie einen völlig neuen Twist erhalten. Sie war für unsere neue Art zu arbeiten ein großer Beschleuniger. Wir hatten ja zeitweilig wegen des Lockdowns die gesamte Belegschaft ins Homeoffice geschickt, und bei deren Rückkehr konnten wir ihnen ganz neue Bedingungen bieten.
Mir war schnell klar, dass Remote-Arbeit langfristig bleiben würde. Dennoch stand für uns im Fokus, das Miteinander vor Ort auch weiterhin zu fördern. Die Herausforderung war, Homeoffice und die Annehmlichkeiten des Remote Work zu ermöglichen und gleichzeitig eine attraktive Arbeitsumgebung zur Verfügung zu stellen. Also entschieden wir uns für einen Freizeitpark mit Sportanlage und Corporate Farming, einen Schwimmteich, Yogapavillon und Gymnastik am Teich, Jogging-Strecke und Boccia-Anlage. Mittags bieten wir Sportstunden mit Trainern an – der Arbeitsalltag bekommt so eine ganz neue Dynamik. Und auch meine Idee mit den Obstbäumen konnte zumindest teilweise umgesetzt werden. Unsere Mitarbeiter können den Garten mit ihren Familien in ihrer Freizeit jederzeit nutzen. Es stehen eine Outdoor-Küche, Garderoben und Duschen zur Verfügung, und so können Feierabende und Arbeitspausen optimal verbracht werden. Heute bin ich froh, dass unsere visionären Ideen wirklich umgesetzt wurden und gelebt werden.
Aus der Outdoor-Küche für Mitarbeiter wurde im Laufe der Zeit ein Arbeitsplatz für unseren festangestellten »Corporate Cook«. Er verwöhnt uns täglich mit abwechslungsreichen Speisen und bedient sich hierfür gerne aus dem Garten.
Unser Außenbereich ist überall mit WLAN ausgestattet, und ich gehe selbst bewusst mit gutem Beispiel voran. Im Sommer findet man mich meist draußen. Viele Mitarbeiter haben sich die Frage gestellt: »Wie wird der Chef schauen, wenn ich im Garten telefoniere?« Und ja, ich habe geschaut! Und mich total gefreut!
Gab es vor Corona bei Codico auch schon Homeoffice?
Teilweise. Unsere internationalen Kollegen, also 40 Prozent der Belegschaft, arbeiteten bereits vor der Pandemie im Homeoffice. Aber für das Headquarter war die Situation neu. Hier arbeiteten wir mit Kernzeiten zwischen 9 und 16 Uhr und Gleitzeit mit Zeitausgleich. Wir haben als Unternehmen also innerhalb kurzer Zeit einen ziemlichen Mindshift gemacht. Ich finde, dass die Fähigkeit, sich anzupassen, schnell zu reagieren und dynamisch zu bleiben, uns zu einem hohen Grad ausmacht. Wenn wir etwas machen, dann machen wir es zu 100 Prozent und scheuen uns nicht, bestehende Prozesse zu hinterfragen und anzupassen.
Hat denn Sven Krumpel selbst auch einen Mindshift gemacht?
Meine Mitarbeiter sagen, dass ich vielleicht am meisten über meinen Schatten springen musste. Aber umso überzeugter habe ich es dann auch vorgelebt. Der größte Sprung kam mit dem Lockdown, als wir das Team im Headquarter nach Hause schickten – anfangs ein Schock für mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das reibungslos funktionieren sollte. Aber ich vertraute auf mein Team und merkte schnell, dass es funktionierte. Dadurch wuchs mein Zutrauen und meine Zuversicht. Ich habe mich emotional angenähert und bin heute mit der Entscheidung vollkommen im Einklang. Immer im Hintergrund den Notnagel: Wenn es nicht funktioniert, dann kann ich es ja wieder umdrehen. Aber das war gar nicht nötig. Ich zog es schneller durch, als ich selbst von mir gedacht hatte.
Nachhaltigkeit bedeutet ja nicht nur im Sinne der Umwelt, sondern auch im Sinne des sozialen Miteinanders. Heute stelle ich mir bewusster die Frage, was bleibt langfristig und über die Pandemie hinaus bestehen, welche Voraussetzungen muss ich schaffen, um mit wechselnden Gegebenheiten umgehen zu können? Dass man sich damit verändert, ist ja ein wichtiger Baustein.
Was heißt New Work für Codico heute?
New Work wird langfristig bleiben, erst recht für die Generationen, die neu auf den Arbeitsmarkt kommen. Denn für die ist das ein essenzielles Kriterium der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber. Aber auch New Work braucht einen gewissen Rahmen und Regeln. Unsere Mitarbeiter können, wenn sie wollen, fünf Tage die Woche im Büro sein. Oder auch zuhause arbeiten, bis zu 60 Prozent ihrer Zeit. Aber New Work geht über das Homeoffice-Denken hinaus: Es ist eine Einstellung, mit unterschiedlichen Familienmodellen, mit individuellen Bedürfnissen, mit diversen Eigenschaften umzugehen und diesen offen zu begegnen. Es gilt gedanklich flexibel und tolerant zu sein und Out-of-the-Box-Denken zuzulassen. Wir sehen New Work gar nicht mehr nur unter dem Homeoffice-Aspekt. Sondern versuchen uns weiterzuentwickeln, sodass es Freiheit und Entwicklung und persönlichen Fortschritt bedeutet. Das Homeoffice ist schon fast ein bisschen selbstverständlich.
Flexibel müssen wir aber nicht nur im Kopf, sondern auch aus geografischer Sicht sein. Wir finden unsere Mitarbeiter heute dort, wo diese arbeiten wollen. Das bedeutet, dass wir sie mittlerweile überall suchen, europaweit. Nur ein Teil des Unternehmens befindet sich in Perchtoldsdorf im Headquarter, der andere Teil ist verstreut in ganz Europa. 40 Prozent unserer Mitarbeiter arbeiten außerhalb der Zentrale.
Uns ist wichtig, dass sich das Team mit der DNA von Codico identifiziert, dass sich ein Gefühl der Verbundenheit entwickelt. Gemeinschaft bedeutet mir sehr viel. Die ist uns – nicht nur mir – zu einem gewissen Grad heilig. Werte zu leben, geht nicht ohne den Menschen. Nachhaltigkeit zu leben, geht nicht ohne den Menschen. Und darum ist uns diese Wechselbeziehung so unglaublich wichtig.
Was bedeutet all das für Codicos Recruiting? Zahlen sich Ihre Bemühungen schon aus?
Ja, das merken wir schon. Ab dem Moment, wo uns Menschen kennenlernen, wir mit ihnen sprechen können. Junge Menschen frisch von der Uni lassen sich oft von den großen Namen beeindrucken – und kommen erst in einem zweiten Schritt zu uns, wenn der vermeintliche Glanz des großen Namens sich relativiert. Wir können Langfristigkeit und Nachhaltigkeit, ein Stück Sicherheit – eben ganz klassische Vorzüge des Mittelstands – bieten. Beispiel: Wir haben noch nie in der Firmengeschichte Kurzarbeit gehabt. Noch nie Gehälter reduziert. So schwierig das Umfeld manchmal auch war. Unsere Mitarbeiter wissen, dass sie sich auch in turbulenten Zeiten auf uns verlassen können. Diesen Aspekt versuchen wir im Recruiting natürlich auch einzubringen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies immer mehr geschätzt wird.
Quelle: https://www.elektroniknet.de/karriere/arbeitswelt/wir-haben-das-buero-in-den-garten-geholt.201683.html (aufgerufen am 27.01.2023)
Autor: Corinne Schindlbeck, M&T
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