- September 2017
- Von Corinne Schindlbeck, Markt&Technik
- Presse
Berufsbild Field Application Engineer: Karriereschritt für Entwickler
Der Field Application Engineer ist für viele Entwicklungsingenieure ein aussichtsreicher nächster Karriereschritt. Wie sehen Berufsbild und Verdienstmöglichkeiten aus und worauf müssen Bewerber achten?
»Der FAE ist eine der meist gesuchten Funktion dieser Tage«, erklärt Personalberater Michael Köhler. Er führt das auf den Umstand zurück, dass es immer mehr hochqualitative und entsprechend erklärungsintensive Produkte auf dem Markt gibt, die eine sehr große Nähe zum Kunden erfordern, um sie erfolgreich zu verkaufen.
Zum einen ist in einigen Branchen ein deutlich höheres Gehaltslevel als in der Entwicklung möglich. Zum anderen beinhaltet die Position eine hoch technische Tätigkeit mit intensivem Kundenkontakt, was den Field Application Engineer zum Bindeglied zwischen Entwicklung und Vertrieb macht.
»Die größte Nähe zum Entscheider des Kunden erreicht, nach dem Vertriebsingenieur, der FAE«, so Köhler. Dieser überzeuge durch fachliche Kompetenz, Detailwissen und eigene Erfahrung die Entwicklungsabteilung, Produkt X statt Produkt Z zu nehmen. »Früher war traditionell der Einkauf maßgeblich entscheidend, was genommen wird, heute ist es in den meisten Fällen die Technik«.
Was muss ein erfolgreicher FAE mitbringen?
Köhler: »Er muss zuallererst mal fachlich kompetent sein. Dies erreicht er durch eigene langjährige Entwicklungstätigkeit oder auch durch Forschung und Lehre in bestimmten Fachgebieten. Vielen guten Entwicklern ist es nach einigen Jahren zu wenig, nur im Labor zu sitzen und zu entwickeln und suchen mehr Kontakt zum Kunden- oder Lieferanten. Diese Leute sind potentiell die guten FAEs.«
Der ideale FAE sollte selbst Entwickler gewesen sein, dann könne er sich perfekt in die Aufgaben seines Gegenübers hineinversetzen. »Er berät ohne direkt zu verkaufen, sollte aber doch den Ehrgeiz haben, einen Abschluss zu erreichen«, erklärt der Personalberater.
Markt&Technik JOB hat die offenen Stellen für Field Application Engineers
»Der gute FAE hat sich eine detaillierte Fachkompetenz angeeignet, ist kommunikativ, offen und interessiert an Neuem und ist in der Lage Englisch zu sprechen und auf Englisch zu präsentieren. Auch Personen aus Forschung und Lehre, wie zum Beispiel Fraunhofer oder ähnlichen Instituten, sind für die Industrie interessant, da sie in der Regel neben der reinen Forschung auch oft Mittel einwerben und damit eine gute Vertriebskomponente mitbringen«, weiß Köhler.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es für einen FAE?
»Die FAE Management Positionen sind sehr dünn gesät und vielleicht auch nicht wirklich erstrebenswert, da diese Positionen bei Sparmaßnahmen oft zuerst eliminiert werden. Die spannende Entfaltungsmöglichkeit für einen FAE ist die Vielfältigkeit. Wenn jemand zum Beispiel bei einem international renommierten Arbeitgeber als FAE in einem Key Account Team eingesetzt ist, betreut er in der Regel viele verschiedene Anwendungen dieses Kunden und das meistens auch international. Er kann sich relativ schnell zum anerkannten Experten bilden und wird dann auch entsprechend sehr gut entlohnt. Ein weiterer Karrierepfad ist der Wechsel vom FAE zum AE, welcher dann in der eigenen Entwicklungsabteilung, immer noch Kunden nah, Vorausentwicklung betreibt.«
Spielt die Größe des Unternehmens eine Rolle?
»Die Unterschiede zwischen einem Hersteller, Konzern und dem Mittelstand sind bezogen auf den FAE gar nicht mal so groß. Vielleicht hat der FAE im Konzern mehr Möglichkeiten in Bezug auf die internationale Entwicklung, wenn jemand dies mag. Je kleiner der Arbeitgeber, je höher ist auch die geforderte Flexibilität. Die Grenzen zu Vertrieb, Marketing und Projektmanagement sind eher fließend und nicht so strikt, wie in einem großen Betrieb. Sicher hat beides Vor- und Nachteile. Das muss jeder für sich beurteilen. Nicht vergessen sollte man die großen und kleinen Bauelemente-Distributoren. Hier lernt der FAE eine unglaubliche Vielfalt von Kunden und Anwendungen kennen, zwar vielleicht nicht in der gleichen Tiefe wie beim Hersteller oder Konzern, aber sicher auch sehr spannend. Auch muss er hier deutlich mehr Sales Skills mitbringen als anderswo. Auf jeden Fall ist eine mögliche und oft praktizierte Weiterentwicklung nach einigen Jahren FAE-Tätigkeit, sehr erfolgreich in den Vertrieb zu wechseln.«
Im Moment sei der Bedarf an FAEs so groß, dass der Arbeitsmarkt diesen nicht decken könne, erklärt Köhler und nennt als Branchen und Segmente die Leistungselektronik, Autonomous Driving, Mikrocontroller, Bildverarbeitung und Wireless/Wired Communication in Automobiltechnik, Industrieelektronik und Medizintechnik.
Und der Verdienst? »Auf jeden Fall wird der FAE wesentlich höher entlohnt als der reine Entwickler. Er muss allerdings auch damit klar kommen vielleicht nur noch virtuell zu entwickeln und an wechselnden Einsatzorten präsent zu sein. Wenn ihm das klar ist, ist die Tätigkeit des Field Applikation Engineers eine super spannende Aufgabe bei der man immer gefordert wird, neu zu lernen und sich weiterzubilden.«
Ein Field Application Engineer mit 6 bis 12 Jahren Berufserfahrung verdient – unabhängig von der Branche – durchschnittlich 65.978 € (ohne variable Bestandteile) bzw. 76.272 € (inkl. variable Bestandteile) Brutto im Jahr. Wegen seiner hohen Reisetätigkeit wird dem FAE in der Regel ein Firmenwagen zur Verfügung gestellt.
https://www.elektroniknet.de/karriere/arbeitswelt/karriereschritt-fuer-entwickler.147871.html
Quelle: Markt&Technik, elektroniknet.de – 21. November 2017
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